verBLoggt #2 – Nutzen vor Nation

Warum wir bei KI in der Schweiz pragmatischer sein sollten

Marco Maier

9/27/20252 min read

Warum wir bei KI in der Schweiz pragmatischer sein sollten

Auf LinkedIn lese ich seit Wochen häufiger: «US‑KI? Lieber nicht.» Plötzlich sind wir sehr streng – pro EU/CH, anti USA. Ehrlich: Das wirkt auf mich widersprüchlich.

Denn die Realität ist simpel: In der Schweiz läuft seit Jahren viel auf US‑Software. Outlook, Teams, Google Workspace, Adobe, Salesforce – Alltag. Studien zeigen: Bei börsenkotierten Firmen in der Schweiz nutzt ein grosser Teil US‑E‑Mail‑Infrastruktur. Das ist kein Grund zum Jubeln oder Jammern. Es ist einfach der Status quo.

Funktionalität schlägt Ideologie

Wenn wir über KI sprechen, fällt oft das Wort «einfach». In der Praxis heisst «einfach»: Copilot oder ChatGPT starten und sofort Ergebnisse sehen.

Ich habe auch europäische und Schweizer Modelle im Blick. Mistral entwickelt sich schnell. Apertus (CH) setzt bewusst auf Offenheit und Transparenz – wichtig für Souveränität. Stand heute liegen die grossen US‑Modelle bei vielen Alltagsaufgaben noch vorne. Das ist keine Wertung, sondern der aktuelle Stand.

Für KMU zählt am Ende: Läuft es stabil? Bringt es echten Nutzen? Passt es in meine Tools?

Was wirklich zählt: der Mix

Ich arbeite bewusst mit einem Mix – je nach Aufgabe:

  • US‑Tools: ChatGPT, Gemini, Gamma – schnell, zuverlässig, gut integriert.

  • EU/CH‑Tools: Mistral, Infomaniak, Brevo – stark für Datensouveränität, E‑Mail/Marketing, Hosting in EU/CH.

Das ist kein Widerspruch, sondern pragmatisch. KMU wollen Lösungen, nicht Lagerdenken.

Datenschutz ernst nehmen – ohne Schwarz‑Weiss

Rechtsrahmen zuerst, dann Toolwahl. Seit 2023 gilt das revidierte Schweizer Datenschutzgesetz (nDSG). Seit 2024 existiert das Swiss–U.S. Data Privacy Framework. Heisst: Übermittlungen an zertifizierte US‑Anbieter sind grundsätzlich möglich – mit sauberer Vertragssituation, klaren Spielregeln und technischer Absicherung.

Die Leitfragen sind nicht «US oder nicht?», sondern:
  • Welche Daten einsetzen? (normal, besonders schützenswert)

  • Wo liegen sie, wer greift zu, wie lange?

  • Welche Garantien, Protokolle und Löschkonzepte gibt es?

In regulierten Bereichen (z. B. Finanz) kommen branchenspezifische Vorgaben hinzu. Das ändert den Weg – nicht das Ziel.

Entscheid in fünf Schritten (für KMU)
  1. Use‑Case klarziehen: Aufgabe, gewünschte Wirkung, Messgrösse.

  2. Daten prüfen: Kategorien, Speicherort, Protokollierung, Löschung.

  3. Rechtsrahmen sichern: nDSG‑Pflichten, Zertifizierungen, Verträge.

  4. Funktion & Integration testen: Qualität im PoC, Schnittstellen, Admin.

  5. Betriebsmodell wählen: SaaS vs. Self‑Hosting/Open‑Weights, Kosten.

Kurz gesagt: Nutzen heben, Risiken steuern – nicht umgekehrt.

Mein Fazit

Wir sollten weder US‑Angebote verteufeln noch lokale Lösungen verklären. Für Schweizer KMU zählt, ob Nutzen + Compliance stimmen. Bis EU/CH‑Modelle flächendeckend gleichziehen, ist Pragmatismus der beste Ratgeber: kombinieren, dokumentieren, dranbleiben.

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